Vor Ort: 5. Mai 2015: Radvorrangrouten Freiburg


Anfang Mai 2015 war ich im Rahmen eines Fachseminars der Fahrradakademie im schönem Freiburg im Breisgau zu Gast. Das lebendige Freiburg besitzt mit mindestens 28 % Radverkehrsanteil das Flair einer Fahrradstadt. Die 28 % sind laut Gastgebervortrag auf dem Seminar aber bereits eine Zahl von 1998. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass der Radverkehrsanteil aktuell in Freiburg schon mindestens 30 % oder mehr beträgt. Eine neue Erhebung ist aktuell aber in Arbeit.

Freiburg ist eine der wenigen Städte in Deutschland, in denen mit Stand 2015 nicht nur an Radschnellwegen geplant wird, sondern eine bereits angedachte Planung Schritt für Schritt in die Wirklichkeit umgesetzt wird. Es ist ein Netz von drei Radvorrangrouten in der Umsetzung. Der Name "Rad-Vorrrang-Route" wurde gewählt, da das Netz nicht überall die angedachten Ausbaustandards für Radschnellwege einhalten kann. Mit Stand Sommer 2015 wird an der schrittweisen Umsetzung der Radvorrangrouten eins (Dreisamuferweg) und zwei (Güterbahntrasse) gearbeitet. die Routen sind mit weißem Schriftzügen "FR 1" bzw. "FR 2" und Radsymbol auf blauem Grund markiert. Die dritte angedachte Route ist noch unmarkiert, da dort noch diverse Maßnahmen umzusetzen sind.

  • Verlauf Radvorrangroute FR1 "Dreisamuferweg" auf Openstreetmap - Die Strecke wird im zentralen Bereich auf Höhe des Stadtzentrum von bis zum 10.000 Radlern genutzt. Aber auch von Radausflüglern und Radtouristen wird die Strecke genutzt. über die Route verlaufen der "Dreisamtal-Radwanderweg" die "Grüne Straße - Route Verte" und der "Südschwarzwald-Radweg"
  • Radverkehrskonzept 2020 der Stadt Freiburg mit den drei Radvorrangrouten.
  • DIFU-Fachpapier zum Thema Radschnellwege aus der Reihe Forschung Radverkehr.
  • lesenswert ist auch der deutsche Wikipediaartikel zum Thema Radschnellwege
  • FGSV-Arbeitspapier Einsatz und Gestaltung von Radschnellverbindungen Das Expertenpapier liefert informationen zum gegenwärtigen Erkenntnisstand hinsichtlich der Planung und des Baus von Radschnellwegen. Bezuginfos zum kostenpflichtigen Papier siehe Meldung des Nationalen Radverkehrsplans.

Damit aber auf das Fahrrad:

Dreisamuferweg FR 1

Schwabentorbrücke Blick stromabwärts: Auf der Fachexkursuion wurde der östliche Teil des Dreisamuferwegs Richtung Kirchzarten befahren. Der Einstieg erfolgte an der Schwabentorbrücke. Die Wegmitte im Bereich des Stadtzentrums war im Mai 2015 aufgrund von Bauarbeiten nicht befahrbar. Die Stadt Freiburg verbessert hier nämlich die bestehende Route mit großem Aufwand (siehe Badische Zeitung vom 21. August 2015).




Beengte Verhältnisse auf dem Dreisamuferweg FR 1 Zwischen Schwabentorbrücke und Brücke Fabrikstraße: nicht überall ist es möglich die Route mit vertretbarem Aufwand auszubauen. Wo die Möglichkeiten vom Platz her bestehen, werden diese aber umgesetzt.



Kleinigkeit am Wegesrand: "Fahrradbriefkasten" an der Hindenburgstraße: Bereits vor Jahren wurden stadtweit etwa ein Dutzend Briefkästen fahrradoptimiert aufgestellt. Sie stehen nun so am Fahrbahnrand, dass man diese direkt mit dem Rad anfahren kann.



FR 1 Höhe Einmündung Schwendistraße: Die Route hat mit Sichtlinie und Vorfahrtszeichen Vorrang. Im Hintergrund beginnt die Fahrradstraße in der Hindenburgstraße.



An allen seitlichen Einmündungen hat die Fahrradstraße Hindenburgstraße Vorfahrt. Dies wird durch die entsprechende Beschilderung und die Sichtlinie verdeutlich. Zusätzlich sind an den Einmündungen große, blau-weiße Piktogramme aufgebracht worden. Vorbildlich! Mit der Einrichtung der Fahrradstraße findet der Radverkehr nur noch auf der Fahrbahn statt. Der alte Uferradweg gehört jetzt den Fußgängern (daher das Schild "Radfahrer verboten").



Fahrradstraße Hindenburgstraße - Ordnung des ruhenden Verkehrs:

Zum Teil verzichten Kommunen bei der Konzeption von Fahrradstraßen auf eine Ordnung des ruhenden Verkehrs. Das Instrumentarium "Fahrradstraße" ist aber keine "Resterampe für den Radverkehr", um als Alibimaßname für eine angebliche "gute" Radverkehrsförderung" zu dienen... Denn Fahrradstraßen sollen für den Radverkehr als leistungsfähige, komfortable und sichere Führungsform in Hauptkorridoren eingesetzt werden. Die verbliebene Fahrbahngasse sollte daher mindestens so breit sein, das sich im gesamten Straßenverlauf ein PKW/Kleintransporter und ein Fahrrad sicher begegnen können. Die ERA 2010 empfieht für die Fahrgasse von Fahrradstraßen allgemein leider keine Mindestbreite. Auf Nachfrage dazu wurde mir in einem Seminar der DIFU-Fahrradakademie (am 9. September 2015 in Lüneburg) von einem Referenten eine Breite von etwa 3,8 m genannt. Dies wäre ein Richtwert, mit dem aktuell bei einem Kölner Projekt Fahrradstraßen geplant würden.

Werden Fahrradstraßen im Zuge von Radschnellwegen eingesetzt, so listet das FGSV Arbeitspapier "Einsatz und Gestaltung von Radschnellverbindungen" in einem Beispiel auf Seite 11 eine Fahrgasse von größer-gleich 4,75 m auf (4 m Fahrbahnbreite + 0,75 m zu einseitigen Längsparkern rechts). Wird also beidseitig längs geparkt, sollte die Fahrbahngasse auf Radschnellweg-Fahrradstraßen 5,5 m breit sein. Aber zurück nach Freiburg:

Wie man im leider verwackelten HDR-Bild noch erkennen kann, dürfte die Fahrbahngasse geschätzt etwa 3,5 bis max. 4 m breit sein. Auf Nachfrage dazu wurde mir von den Mitarbeitern der Stadt Freiburg mitgeteilt, dass man aufgrund des hohen Parkdrucks im Wohngebiet den ruhenden Verkehr nicht komplett von der Fahrbahn nehmen konnte. Das Fahrbahnparken wurde hier aber mit Markierungen am rechten Straßenrand geordnet. Die Hindenburgstraße ist für KFZ eine reine Wohnstraße. Busverkehr usw. gibt es nicht. Von daher kann ich mit diesem Kompromiss leben. Die Straße war soweit zumindest für mich sicher fahrbar. Freiburg konzipiert sonst auch Radvorrangrouten und keine Radschnellwege. Von daher gibt es auch keine begriffliche Mogelpackung.



Von der Fahrradstraße geht die FR 1 in einen selbständig geführten Rad- und Fussweg über (Fritz-Horch-Weg laut Openstreetmap). Die Trasse mit guter Feinasphaltdecke dürfte geschätzt rund 5 m breit sein. Parallel gibt es für Fußgänger noch einen abgesetzt geführten, geschotterten Uferweg.



Der Fritz-Horch-Weg wird von einer schönen Allee gesäumt. Hier ein Blick zurück stadteinwärts. Auf eine Fußgängerquerung Höhe Brücke Max-Müller-Steg / Verzweig Hirzbergerstraße wird mit entsprechender Beschilderung hingewiesen.



Verzweig Hirzbergerstraße / Max-Müller-Steg - Blick Stadtauswärts: Der FR 1 hat Vorfahrt. Verdeutlicht wird dies mit Blockmarkierungen und Vorfahrt achten für den querenden Rad- und Fußverkehr. Vorbildlich sind im Kreuzungsbereich auch die weißen Randlinien. Der Bereich liegt unter Bäumen. So kann bei schlechten Lichtverhältnissen und vor allem Nachts die Fahrbahn besser wahrgenommen werden. Nachts wird der Fritz-Horch-Weg sonst wohl beleuchtet.



FR 1 Verzweig Hirzbergerstraße: Vorbildlich auch dieses Detail an einem Brückengeländer: Die Frontkante ist mit einem großen Reflektor abgesichert!



Etwas weiter kommt auf der Radvorrangroute FR1 "Dreissamuferweg" noch ein richtiges "Radschnellwegegefühl" auf. Auf einem Stück der Route wurde hier – da platzmäßig möglich – ein wichtiges, charakteristisches Merkmal von Radschnellwegen realisiert: Und zwar die bauliche Trennung zwischen Rad- und Fußverkehr. Der alte Weg links ist nun ein reiner Radweg und rechts wurde für den Fußverkehr eine neue, separate Trasse geschaffen.



Vorfahrt FR 1 am Sandfangweg: Diese Stelle bildete den Abschluss des Exkursionsteils auf dem Dreisamuferweg. Durch den für Fußgänger parallel eingerichteten Zebrastreifen gewährt der KFZ-Verkehr hier nachhaltig Vorrang.



Die Querung im Schnitt: links die Furt für den Radverkehr, rechts der Zebrastreifen für den Fußverkehr.






© Dirk Schmidt 14-08-2015 -> zurück zur Startseite

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